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Für alle Fragen des Alltags

Die Caritas hat eine neue Beratungsstelle in Herzogenaurach für Mitbürger mit Migrations-Hintergrund. Der Fränkischer Tag berichtet.

Seit Jahresbeginn ist die Caritas mit einer Migrationsberatung in der Langenzenner Straße vertreten. Damit wird die bisherige Stelle abgelöst, die der ASB beim Wohncontainer der Asylbewerber in der Eichelmühlgasse unterhalten hatte.

Es ist nur ein kleines Zimmer, das in dem Querbau neben dem Kunstraum eingerichtet worden ist, aber es hat eine abschließbare Tür. Und das sei schon aus Datenschutzgründen wichtig bei persönlichen Beratungen, sagt Verena Zepter, die beim Caritasverband für Erlangen und Erlangen-Höchstadt die allgemeine Soziale Beratung und Schuldnerberatung leitet.

Zu diesem weiten Feld zählt auch die Flüchtlingsberatung. Dafür wurde nun die Sozialpädagogin Olena Demchuk gewonnen. Sie stammt aus der Ukraine, ist mit einem Iraker verheiratet, und bringt schon deswegen gute Voraussetzungen für diese Stelle mit. "Ich bin Multi Kulti", sagte die 40-Jährige schmunzelnd, als sie am Montag ihre ersten Besucher begrüßte.

Das waren zunächst nun keine klassischen Kunden im Sinne der Stelle, sondern interessierte Besucher aus der Herzogenauracher Kommunalpolitik. Wobei: Multi Kulti sind auch sie, denn das grüne Quartett hat seine Wurzeln in Italien, Griechenland, Großbritannien und Mittelfranken. Und es war eine der Ihren, die sich für eine Migrationsberatung stark gemacht und das Büro letztlich auch vermittelt hat: Patrizia Siontas. Sie hat den Kontakt mit der freien evangelischen Gemeinde hergestellt, die das Zimmer bislang nutzte.

Für Verena Zepter kam dieses kleine Büro gerade recht. Es sei schon wichtig, dass man eine neutrale Anlaufstelle gefunden hat, sagte sie. Also raus aus dem Container. Der jetzige Standort in der Langenzenner Straße sei gewissermaßen ein soziales Zentrum, nebenan gebe es beispielsweise eine Heilpädagogische Praxis und auch eine Kinderbetreuung. Da füge sich diese Stelle gut ein. Vor allem auch deshalb, weil Zepter weiß, wie schwierig bezahlbarer Raum in Herzogenaurach zu finden sei.

Die Beratungsstelle ist zum einen zuständig für alle Asylbewerber, die sich im Verfahren befinden oder auch schon anerkannt sind. Zum anderen will man aber nicht nur Flüchtlinge ansprechen, sondern alle ausländischen Mitbürger, die noch eine Menge Fragen haben. Das gilt für Herzogenaurach und auch die Umgebung.

"Wir wollen Hilfe zu jeder Alltagsfrage geben", sagt Olena Demchuk. Sie hat eine 32-Stunden-Stelle und ist an fünf Tagen in der Woche da. Da geht es ums Ausländerrecht oder Fragen zur ärztlichen Versorgung. Es geht um Schule und Kindergarten, aber auch bei Problemen in Ehe und Familie würde sie gerne weiterhelfen. Nützlich erscheint da das breite Beratungs-Netzwerk, das die Caritas in Herzogenaurach schon unterhält. Man könne auch schnell und unbürokratisch beispielsweise den Kontakt zur Erlanger Straße herstellen.

12 000 Menschen im Landkreis dürften eine solche Beratung in Anspruch nehmen, sagt Verena Zepter. Und vor allem in Herzogenaurach, der Stadt mit den über einhundert Nationen, sei man froh, eine Beratungsstelle speziell für die ausländischen Neu- und Mitbürger zu haben.

Von dem Angebot überzeugte sich auch Marc Deavin. Der Brite lebt in Herzogenaurach und kandidiert für die Grünen im Stadtrat. Aber: Er ist Opfer des Brexit und schon bald kein EU-Bürger mehr. Deavin hofft nun, dass seinem Antrag auf Einbürgerung nun bald entsprochen wird. Den Test habe er schon absolviert und locker bestanden, sagte der Engländer, der mit einer Herzogenauracherin verheiratet ist. Bis zum 4. Februar brauche er die Anerkennung, sonst müsste er aus der Stadtratsliste gestrichen werden.

Auch hier kann sich die neue Stelle einbringen. Und wenn es nur ein Vermitteln oder Nachfragen sei. "Wir verstehen uns als Schnittstelle", sagt Verena Zepter.

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